Login
Register
 

article

Gefederter Fuchs mit kohlehaltiger Steuererklärung

(Kommentare: 0)

Eigentlich gibt es mittlerweile genügend Gründe, mehr als nur einen neuen Artikel zu schreiben. Tatsächlich habe ich zunächst darüber nachgedacht, die beiden wesentlichen Änderungen über zwei Artikel zu verteilen. Da die Modifikationen allerdings quasi zeitgleich stattgefunden haben, fand ich es passender, sie in diesem einen Bericht zusammenzufassen, in der Hoffnung, dass dir der laaange Text nicht zu lang(weilig) erscheint. Um die Motivation zu erhöhen bis zum Ende zu lesen, klemmt das Foto vom fertigen Bike (also die gewohnte Gesamtansicht) mal wieder am Berichtende. Du weißt ja, dass man nicht mit einem Mal zum Schluss scrollen kann, ne?

Inzwischen ist es fast zwei Jahre her, dass mein Bike sein letztes markantes Makeover erhalten hat. Zum Saisonbeginn 2013 hat das Simplon seinen wunderschönen Crank Bros Laufradsatz und die Shimano Scheibenbremsen spendiert bekommen. Geführt hat das zu sagenhaften 685 km in diesen 2 Jahren. Grund genug also, nach all dieser übermenschlichen Trainingsleistung endlich mal wieder in ein oder zwei unbedeutende Bike-Teilchen zu investieren, die mir den kommenden Saisonstart versüßen sollen.

Lenker - oder: der Teil mit der kohlehaltigen Steuererklärung

Ein Thema, das mich nicht erst seit der Montage der Schraubgriffe und der neuen Shimano-Bremshebel beschäftigt, ist die geringe Breite meines Cockpits. Als ich vor ca. 12 Jahren (ja genau! Das war noch für mein altes Bike) den bis heute verwendeten Carbonlenker Easton EC70 XC montiert habe, wurde der sofort erstmal auf ziemlich schmale ~560mm gekürzt. Warum? Nun, das passte ziemlich gut zu dem, was ich damals unter die Stollenreifen bekommen habe: ziemlich viele gut ausgebaute Wege und gelegentlich einen technisch mäßig anspruchsvollen Marathon. Dementsprechend waren mir feinmotorische Lenkbewegungen wichtiger als eine gute Kontrolle, auch wenn ich dadurch etwas mehr arbeiten musste, wenn der Single Trail mal technischer wurde. Praktikabel für damals. Aber wie sooft im Leben entwickelt man sich mit der Zeit. Das Gelände, in dem ich heute häufiger unterwegs bin, darf auch gerne mal rauher sein. Und meine Bereitschaft, das Mehr an Arbeit am Lenker zu leisten, um das Bike sicher über Wurzeln, Stufen und Blöcke zu steuern, sinkt zunehmend.

Die logische Konsequenz: Montage eines neuen, breiteren Lenkers. Und um dadurch nicht an Agilität des Bikes einbüßen zu müssen und im Idealfall so ganz nebenbei noch Rücken- und Nackenmuskulatur zu entlasten, sollte noch ein etwas kürzerer Vorbau her,  der den bisherigen 120mm FSA-Vorbau ersetzt. Das brachte mich auf eine Idee. Warum nicht eine von diesen tollen Kombinationen aus Lenker und Vorbau aus Carbon nehmen? Das sollte - zumindest in der Theorie - ziemlich stabil sein, da zwischen Lenker und Vorbau keine Klemmung mehr nötig ist. Na gut, ich gebe dafür die Flexibilität auf, einfach mal einen kürzeren oder längeren Vorbau zu kaufen oder einen gebrochenen Lenker einfach mal zu ersetzen, ohne gleich das jeweils andere Teil mit zu tauschen. Aber hey, diese organische Formgebung und das tolle Carbonfinish sehen einfach geil aus!

Federgabel - oder: der Teil mit dem gefederten Fuchs

Stichwort "groberes Gelände": Diverse Faktoren haben mich die letzten Jahre zunehmend über meine Federgabel nachdenken lassen. Zum einen ist es ja ein offenes Geheimnis, dass mein Gewicht über die Jahre signifikant gestiegen ist. Auf den ersten Blick kein Problem mit einer Luftfedergabel: zusätzliche Luft rein, Federgabel mit mehr Gewicht fahren - fertig! Wie sich rausgestellt hat, braucht (m)eine 80mm-Gabel derart viel Luft, um nicht durchzuschlagen, dass der Losbrechmoment zu groß wird, um noch halbwegs fein anzusprechen. Und überhaupt leidet die gesamte Wirkungsweise darunter.

Dazu kommt, dass - egal bei welchem Gewicht - 80mm einfach nicht ausreichen, um mittelmäßig grobes Gelände zu durchpflügen. Nun kann (und möchte) ich nicht beliebig viel Federweg montieren, da das die gesamte Bikegeometrie beeinträchtigen würde und ich ja außerdem immer noch einen Racer hab. Den möchte ich ja nicht zu einem Enduro-Hardtail (gibt es sowas? 🤔) verkrüppeln. Da der Bike-Konfigurator, den Simplon seinerzeit auf deren Website zur Verfügung stellten, hauptsächlich 100mm-Gabeln angeboten hat, wähne ich mich mit eben jenem Federweg auf der sicheren Seite.

FOX Racing Shox 32 Float 100 Fit CTD
FOX Racing Shox 32 Float 100

Eine neue Federgabel sollte außerdem möglichst eine "Freigabe" für 203mm-Bremsscheiben haben. Und sie sollte möglichst verwindungssteif sein. Auch wenn all diese Voraussetzungen Ultra-Leichtbau-Gabeln ausschließen, sollte das Gewicht der Gabel jetzt trotdem nicht wesentlich über dem Gewicht der bisherigen Manitou R7, also um die 1500g liegen. Es sollte sich herausstellen, dass noch eine weitere Anforderung auf die Liste gehörte. Über die letzten Jahre hat sich offensichtlich still und heimlich ein neuer Federgabel-Standard durchgesetzt. Und ich meine nicht die 29''-Gabeln, die sicherlich auch zunehmend die Auswahl passender Gabeln stark einschränken und die Suche zur Herausforderung mutieren lassen. Nein, ich rede von einer neuen Form der Gabelschafte, bei der diese konisch geformt sind, für die also das Steuersatzlager und damit auch das Steuerrohr im unteren Teil einen größeren Durchmesser haben muss als im oberen Bereich. Nichts also für meinen jung gebliebenen Racer.

Um so schöner, dass ich ausgerechnet bei FOX fündig geworden bin. Die Gabel mit dem etwas sperrigen Namen "FOX Racing Shox 32 Float 100 Fit CTD" erfüllt alle zuvor so wortreich erwähnten Anforderungen, kommt von einem der führenden Federgabel-Hersteller und wiegt dabei ganze 50g mehr als meine bisherige Gabel. Richtig schön für mich (und nebenbei auch für den Einzelhandel) war, dass mir der Mechaniker, der mir ohnehin die Gabel montieren sollte, diese für knapp 100€ weniger anbieten konnte als der günstigste Onlinehändler. Nun gilt es, die Gabel grob einzustellen, einzufahren und sie anschließend mit Stephans Hilfe (Stephan von Stephan's Radwelt ist der erwähnte Mechaniker und ein guter Freund) fein und exakt auf mich abzustimmen. Meine ersten Erfahrungen werde ich in den zukünftigen Tourberichten und vielleicht auch in der History verarbeiten.

Meine größte Hoffnung ist es nun, dass meine Bike-Aktivitäten langsam wieder zu den getätigten Investitionen passt. Optisch macht das Bike auf jeden Fall immer noch Einiges her:

Am Rande:

Na, hast du das Bild genauestens studiert? Dann ist dir ganz sicher etwas mehr aufgefallen als ich bislang beschrieben hab, oder? Genau, ich hab - so ganz nebenbei - auf neue Lenkerhörnchen umgerüstet. Immer noch schön griffig, aber deutlich kürzer als die alten. Und zum Abschluss der Lenkerenden und zum Stabilisieren des empfindlichen Carbons von innen prangen nun Alu-Barplugs - natürlich in blau - am Lenkerende.
Und wer noch genauer hinschaut, kann die blau eloxierten Alu-Ventilkappen erkennen, die seit neuestem die alten schwarzen, dickeren Zéfal-Kappen ersetzen (vgl. ältere Bikefotos).

Zurück zur Newsübersicht