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Endlich volljährig

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Die Artikel-Überschrift wäre genauso treffend, stünde dort: "Wenn die Alten von den Jungen lernen". Denn pünktlich zum 18-jährigen "Geburtstag" meines (immer noch) Lieblings-MTB gab es ein paar, wie ich finde, passende Geschenke, die nahezu ausnahmslos von dem mit einem Jahr deutlich jüngeren und moderneren Rennrad inspiriert waren.

Kraftmessung

Das erste derer waren ein Paar neuer Pedale. Seit ich das Simplon fahre, fahre ich es mit den geliebten Egg Beater Pedalen. Die waren perfekt, weil leicht und mit vier Einstiegspunkten sowie einem sehr leichten Ein- und Ausstieg. Das für meinen Umstieg auf Click-Pedale damals getestete SPD-System hat mich längst nicht so überzeugt und hätte beinahe dazu geführt, wieder gänzlich ohne Bindung zu fahren. Nun war es jedoch an der Zeit, ein SPD-kompatibles System zu montieren. Denn die überaus guten Erfahrungen mit Powermetern am Rennrad bezüglich der richtigen Pace am Berg und der guten Trainingssteuerung per Wattmessung haben mich dazu bewogen, auch dem Dickerchen Powermeter-Pedale zu gönnen. Die Auswahl solcher Pedale ist eher dünn und eigentlich super teuer (SRM). Vermutlich auch, weil die Tendenz immer mehr hin zu Flat Pedals geht. Dem stellt nun aber Garmin ein Pedal entgegen, das bezahlbar ist und wie geschaffen für meinen Oldtimer. Diese stammen aus der neuen Rally-Serie von Garmin. Und der Modellname XC100 deutet es an: Die Messung findet einseitig statt. Nämlich lediglich am linken Pedal. Am MTB reicht mir das.

Wenn die Alten von den Jungen lernen...

Ein Bild
Forever clean!?

Das war aber längst nicht das einzige Geschenk, das durch die positiven Erfahrungen am Rennrad inspiriert wurde. Speziell an der Missile kommt, wie berichtet, statt gewöhnlichem Öl nun Wachs als Kettenschmierstoff zum Einsatz. Die durchweg guten Erfahrungen, insbesondere bezüglich der Langlebigkeit der Kette und dem schmutzabweisenden Verhalten des Schmierstoffs, haben mich dazu bewogen, dieses nun auch dem Simplon angedeihen zu lassen. Da ich hier jedoch nicht "auf der grünen Wiese" damit beginne, war zunächst einmal eine aufwändige Reinigung des gesamten Antriebs notwendig. Ich weiß spätestens seitdem, dass die Entscheidung goldrichtig war, das Wachs beim Rennrad anzuwenden, noch bevor sich konventionelle Schmierstoffe in sämtliche Antriebsteile einarbeiten und dort eine Einheit mit Staub und Dreck für die Ewigkeit bilden konnten. Nicht nur die Kettenblätter und das Ritzelpaket waren von der Pampe aus Öl, Staub und sonstiger Natur nachhaltig verölt. Die Kette selbst war das reinste Öl-und-Dreck-o-rado. Während ich mir am Rennrad noch den den Aufwand erspart habe, die Kette vom Bike zu nehmen und in fettlösenden Substanzen (Degreaser, Bremsenreiniger, Alkohol) zu baden, habe ich bei der MTB-Kette das volle Programm durchgezogen. Die einzige Alternative, die ich dazu gesehen hätte, wäre eine neue Kette gewesen. Dafür ist der Zustand der bestehenden Kette aber einfach noch zu gut.

Zu guter Letzt habe ich mir noch die dringend notwendige Arbeit gemacht, das Schaltwerk, und hier insbesondere die Schaltröllchen, zu reinigen, so gut es ging. Natürlich schließt sich hier der Lager wegen der Einsatz harter Degreaser aus. Aber gegen Wasser und Seife und den einigermaßen rohen Einsatz einer ordentlichen Bürste war sicher nichts einzuwenden. Der Rest war vergleichbar mit dem initialen Tränken der Kette mit Flüssigwachs am Rennrad. Auch beim MTB habe ich die Kette in montiertem Zustand gewachst, in Ruhe gelassen, wieder gewachst und überschüssiges Wachs von der Kette geputzt.

Milk it, baby!

In einem der letzten Artikel über das neue Rennrad habe ich erwähnt, dass die ursprüngliche Stan's Dichtmilch der neuen von MilkIt weichen musste - inklusive neuen Ventilen, die die (mitunter temporäre) Entnahme der Milch per Spritze durch das Ventil zum Kinderspiel macht. Ganz ohne Matscherei und Beschichtung der umgebenden Räumlichkeiten und Mitmenschen mit einer soliden Schicht Dichtmilch. Seit ich weiß, dass das System wirklich so gut funktioniert wie angepriesen, möchte ich das auch für das MTB haben. Die Ventile sind für das Simplon natürlich kürzere. Ansonsten ist alles so wie am Rennrad. Nach nur einem Jahr Prokrastination ist dieser Plan nun endlich und tatsächlich umgesetzt.

Allerdings habe ich auch hierfür etwas darunter gelitten, nicht mit und an Neuteilen zu arbeiten. Die bisherige Dichtmilch musste ja erst einmal raus aus dem Bike und Rückstände selbiger von Reifen und Felge entfernt werden. Dass auch die alte Milch durchaus funktioniert hätte, zeigte der Umstand, dass sie nur schwerlich zu entfernen war. Besonders aus den Reifen. Natürlich war besonders das Lösen des Reifens ohne Schmiererei nicht machbar.

Stattdessen der Einfachheit halber neue Reifen zu montieren wäre allerdings auch absurd gewesen. Neu ist nämlich exakt das, was die bisherigen Reifen ebenfalls ganz gut beschreibt. Leider. Je mehr ich Rennrad gefahren bin, desto seltener wurden Fahrten mit dem Dickerchen. Eine traurige Wahrheit, die ich dieses Jahr massiv zu ändern gedenke. All die kleinen und großen "Geburtstagsgeschenke" sollen die Motivation dafür verstärken. Ich habe ja in diesem Blog mehr als ausführlich dargelegt, dass das wunderbar funktioniert. Dass ich mittlerweile einen gut gealterten Oldie durchs Gelände jage, ändert daran rein gar nichts.

Alterserscheinungen... autsch!

Apropos Oldie: Wer sein Bike für mehr als die Fahrt zur Eisdiele nutzt, muss mit der Zeit dabei zuschauen, wie - leider - nicht nur Anbauteile kaputtgehen. Letztere sind im Zweifel mal mehr mal weniger schnell ausgetauscht. Mit dem Rahmen steht und fällt am Ende aber die Entscheidung über "weiterfahren oder Neukauf". Und von letzterem bin ich noch sehr weit entfernt. Um so mehr schmerzt jede neue Macke, die sich gleichsam in die überraschend robuste Lackschicht wie auch in mein Bikerherz schnitzt. Die Lieblingsstelle für derartige Schrammen scheint beim Simplon der Tretlagerbereich/vorderer Bereich der Kettenstrebe zu sein. Schon sehr früh hat ein Einklemmen der abgerutschten Kette zwischen Kettenblatt und -strebe (chain suck) für die bis vor kurzem bitterste Ausprägung derartiger Macken gesorgt. Bilder und Berichte darüber finden sich in der Historie dieses Blogs. Eine deutlich brutalere Attacke auf diesen Bereich hat allerdings kürzlich für deutlich erheblichere Auswirkungen gesorgt, die - gemessen an der Wucht der Einwirkung - überraschend oberflächlich geblieben ist. So jedenfalls mein Eindruck und aller tiefste Hoffnung.

Ein Bild
Das gehört eigentlich anders

Was ist passiert? Nun, man könnte den Eindruck gewinnen, dass das kleinste Kettenblatt inzwischen nicht mehr meinen unbändigen Beinkräften gewachsen ist. Genau jenes meinte nämlich, unter der Last an einem der typischen Rämpchen meiner letzten Tour zerbröseln zu müssen. Ein genauerer Blick nach dem jähen Ende der Belastung hat offenbart, dass sich wohl schon vorher mindestens eine der vier Kettenblattschrauben gelöst hatte. Genug Raum für das Kettenblatt, übelst an einer der verbleibenden Schrauben zu zerren und letzten Endes an selbiger zu zerreißen, sich aufzubiegen und sich in den Lack zu arbeiten - unter voller Leistung. Komplett vom Bike trennen ließ es sich trotzdem nicht. Glücklicherweise ließ es sich aber wenigstens mit Kabelbindern so am mittleren Kettenblatt "fixieren", dass es trotzdem nicht die ganze Zeit am Rahmen entlang schrappen würde. Die Heimfahrt war also möglich, auch wenn mir dafür nur das größte Kettenblatt zur Verfügung stand.

Folgerichtig war aber nun der Tausch der Kurbeleinheit notwendig. Zwar hätte ich sogar ein Ersatzkettenblatt von der früher ausgetauschten und nie entsorgten Kurbel rumliegen gehabt. Aber der Grund für die fehlenden Schraube(n) war ein ausgerissenes Gewinde. Und das ist Teil der Kurbel. Und für die hatte ich keinen (heilen) Ersatz. Nun ist Ersatzbeschaffung für eine Dreifachkurbel heutzutage nicht mehr so ganz einfach. Das ist halt einfach Technik "von vorgestern". Spätestens seit Einführung der SRAM Eagle gibt es inzwischen überhaupt keinen Grund mehr für einen Umwerfer. Eine Umrüstung zur Einfach-Kurbel allerdings hätte den finanziellen Rahmen gesprengt, da einiges mehr als nur eine andere Kurbel und das Weglassen des Umwerfers daran hängt.

Anlaufstation für mich waren also die Gebrauchtwarenbörsen dieser Welt. Dort habe ich zwar nicht die exakt gleiche FSA MegaExo Kurbel gefunden, dafür aber die etwas bessere (weil leichtere) Variante, die FSA K-Force light. Damals, als sie modern war, noch unbezahlbar. Heute der perfekte und günstigste Ersatz. Zudem hat sich an der Übersetzung nichts zu vorher geändert. Einzig die Kurbellänge hat sich von 175 auf 170mm verkürzt. Ganz so wie... richtig!... wie am Rennrad. Gleichzeitig konnte ich das Gewicht, das sich durch die Powermeter-Pedale zunächst leicht erhöht hatte, direkt wieder ausgleichen. Nicht, dass das heute noch wichtig wäre...

Am Rande erwähnt...

Ein Bild
endlich auch am Simplon

Von den Horror-Meldungen zurück zu etwas Schönerem, wenngleich auch wenig Bedeutsamem. Im Prinzip hat mich auch hierzu wieder das BMC inspiriert. Als ich das Rennrad aufgebaut habe, wollte ich das Logo-lose Steuerrohr mit meinem eigenen CR-Logo verzieren. Dasselbe auf das Dickerchen zu übertragen schloss sich - des schönen Simplon-Logos am Steuerrohr wegen - allerdings aus. Ein nicht viel schlechterer, wenngleich auch etwas unauffälligerer Platz für das Logo fand sich stattdessen am Sitzrohr, knapp unterhalb des Oberrohrs. Da ja das Design des Logos und insbesondere deren Farben zu 100% an das Simplon angelehnt war, passt es wie dafür geschaffen an das Simplon. Wie gesagt: unbedeutend. Aber ich find's einfach großartig.

Und weil ich ja bis hierher immer noch nicht genug vom neuen Rennrad auf das MTB übertragen habe, wollte ich zu allem Überfluss eine weitere, mich extrem überzeugende Innovation auch endlich am Dickerchen fahren. Dort ist sie sogar noch wichtiger und wirkungsvoller als am Rennrad. Die Rede ist von den magnetischen Flaschenhaltern, dem Fidlock-System. Normale Flaschenhalter haben bislang in rauerem Gelände immer wieder die Tendenz gezeigt, die Flaschen in hohem Bogen von sich zu werfen. Der Verlust an immerhin nicht allzu teuren Flaschen ist mittlerweile bemerkenswert. Mit den Magnethaltern ist das systembedingt nicht mehr so leicht möglich. Zudem ist die Entnahme der Flasche aus dem ohnehin nicht sonderlich üppigen Rahmendreieck damit um einiges leichter. Ebenso natürlich die Rückführung derselben an den Rahmen. Und so ganz nebenbei dümpeln nun keine "fetten" leeren Flaschenhalter am Rahmen rum, während ich lediglich mit Trinkrucksack fahre. Und das passiert beinahe öfter als das Fahren mit Trinkflaschen.

Da die Änderungen divers, jedoch mehrheitlich eher unauffällig daher kommen, macht das sonst so üblich gewordene Bild der aktuellen Gesamterscheinung nur wenig Sinn. Stattdessen schnapp ich mir das Bike lieber asap und scheuch ein paar Rehe und Wanderer auf. Es ist schon sehr sehr lange mal wieder Zeit dafür.

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