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Ein Jahr Missile

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So, welches jetzt?

Als unnachgiebiger Räuber unzähliger MTB-Kilometer hat sich ja bereits die Lady etabliert. Zu ihren Gunsten ist das MTB mehr und mehr in den Hintergrund getreten. Das habe ich die letzten Jahre zwar beobachtet, es aber mit einem weinenden und einem lachenden Auge wahrgenommen. Denn zwar war mein einstiges Lieblingsbike nun eher hausstaubig als matschig. Aber meine zuvor weit in den Keller gewirtschaftete Fitness war leichter und effektiver auf der Straße wieder auf ein gesundes Level zu bringen. Und das hab ich genutzt. Und anders als gedacht hat mir das Fahren langer Strecken ohne extreme Leistungsspitzen trotz geringem Anspruch an Fahrtechnik überaus viel Spaß gebracht. Und wie das Jahr mit der Missile gezeigt hat, ist das mit dem Superbike sogar noch einmal ein Stückchen intensiver geworden. Dieses Rennrad macht einfach so dermaßen viel Spaß, dass es mir schon fast schwer fällt, endlich auch das MTB gescheit zu reaktivieren. Aber das ist ein Thema für einen ganz anderen Artikel...

Zu allem Überfluss möchte ich auch endlich die verbesserte Aerodynamik und die geringere Masse der Missile auf der Nürburgring Nordschleife testen, nachdem genau das im vergangenen Jahr diversen Problemen, einschließlich Covid-19, zum Opfer gefallen ist. Dafür dürfte sich Rad am Ring bestens eignen. Am liebsten würde ich dafür auch an mir noch ordentlich Masse reduzieren und meine Muskulatur und meinen Stoffwechsel bis dahin ordentlich optimieren. Und das konnte zunächst nur eines heißen. Ordentliches Training. Training also, das so effizient und so regelmäßig wie möglich stattfindet. Training, von dem es keine sonst so gewohnte ausgedehnte Winterpause geben durfte. Training, dessen Schwerpunkt zunächst auf Grundlage, im Laufe der Saison dann immer mehr Richtung spezifische Einheiten gehen würde. Ein Jahr zuvor habe ich ja meine Erfahrungen mit strukturiertem Training gesammelt. Für den Einstieg nicht schlecht. Aber weder kannte ich meine Schwellenleistung noch wusste ich, wann ich zu wenig und wann zu viel trainieren würde. Den effizientesten Mittelweg habe ich so nicht gefunden, obgleich die Fortschritte bis zum Saisonbeginn verhältnismäßig beachtlich waren. Das geht aber besser. Und zwar mit einem Coach. Damit dieser geeignete Vorgaben machen konnte, stand zunächst eine vernünftige Leistungsdiagnostik im Labor an. Da das entsprechende Gerät nicht zu starten war, musste ich dieses Mal auf die VO2max-Messung verzichten - leider. Mit den restlichen Werten bin ich dann aber im November virtuell zu meinem Coach "marschiert". Dieser hat mich fortlaufend mit auf mich und meine Fortschritte angepassten Trainingsplänen versorgt und ich habe zugesehen, sie so eisern wie möglich zu befolgen.

Ein Bild
Frischluft-Heizerei

Und auch, wenn mir die technischen Möglichkeiten dazu zur Verfügung gestanden haben, die Missile in die Tretmühle einzuspannen, fand ich die Idee deutlich besser, dafür die verunfallte Lady zu aktivieren. Sie noch einmal auf der Straße zu fahren, schließt sich aus Sicherheitsgründen (und wegen eines neuen Bikes ) aus. Sie zu entsorgen, dazu bin ich aber auch nicht bereit. Zwar ist meine Sitzposition auf Selbiger grundlegend anders. Aber für die physiologischen Anpassungen meines Körpers an die Belastungen (Mitochondrien-Entwicklung, Herz-Kreislauf-System, Lactat-Toleranz, ...) war das weitestgehend unbedeutend. Selbst nach wenigen Wochen derartigen Trainings war es bereits spürbar: die Fitness war auf dem Weg nach oben. Der Schwerpunkt lag zunächst und für etliche Wochen auf Grundlagentraining, niedrige Intensität also, dafür aber ganz viel davon. Das hat zwar sogar auch ganz leicht was mit meiner FTP gemacht. Aber Hauptintention war die gesteigerte Fähigkeit zur Fettoxidation, zur Sauerstoffaufnahme und zur schnelleren Regeneration. Wichtig wäre außerdem die Kräftigung meiner Körpermitte. Aber zum Core Training, obgleich ich sogar ein komplettes Buch zum Thema durchgearbeitet habe, konnte ich mich nicht regelmäßig genug durchringen. Anders ausgedrückt: dies ist neben Mobilisierung die zweite große Stellschraube mit jeder Menge Entwicklungspotenzial bis zur nächsten Saison...

Noch eher kann man den 100er nicht fahren

Huuuuundert!

Die grundlegend gestiegene Form hat direkt mal dazu geführt, ausgerechent am 1. Januar dieses Jahres unerwartet die Missile durch den Winter zu treiben. Die fast frühlinghaften Temperaturen haben überraschend viele Fahrer von CORA und mich dazu veranlasst, als Rudel ein nettes Ründchen durch die Coburger Lande zu drehen. Aus purer Lust und Motivation habe ich anschließend noch ein kleines Ründchen zusätzlich gedreht. Es kam, wie es kommen musste: aus dem kleinen Doppelründchen wurde der früheste Gran Fondo ever. Tatsächlich ist es rein technisch nicht möglich, selbigen noch früher zu fahren, ohne dafür den Kalender umzudefinieren.

Des Gran Fondo großer Bruder...

Doch es geht auch noch weiter. Nach etlichen weiteren Wochen konzentrierter Arbeit an meiner Form und angenehm vielen Kilometern endlich auf der Missile, draußen an der frischen Luft, habe ich deutlich früher als erwartet ein Jahresziel umgesetzt. Ich bin meinen ersten 100miler, also über 160,9344 km, gefahren. Wieder mal mit windschattiger Unterstützung des Teams. Allerdings noch einmal deutlich ungeplanter. Die gemeinsamen Kilometer, für sich schon fast 100km, waren flacher und entspannter als erwartet und das Wetter mal wieder traumhaft. Also bin ich mit den letzten Tröpfchen Blut im Lactat die paar Kilometer extra gefahren, um auf diese Distanz zu kommen. Und schon wieder war ich einfach nur begeistert von der perfekten Kilometer-Waffe. Alles an dem Bike fühlt sich an, als würde nichts davon mich je im Stich lassen.

Obwohl...

In letzter Zeit hat mich immer mal wieder ein unangenehmes Knarzen am Bike genervt. Die Sorte, die sich nicht direkt nach Defekt anfühlt, aber nur schwer zu orten scheint und halt bei jedem Tritt in die Pedale unfassbar nervt. Die Pedale waren deswegen eine ganze Zeit mein Hauptverdächtiger, zumal Foren voll von Berichten sind, dass diese Pedale zu Geräuschen neigen. Meine, so musste ich feststellen, jedoch nicht. Auch die Steckachsen, an der Lady der Auslöser für die Geräuschkulisse, waren es offensichtlich nicht. Sie eingefettet zu haben, kann aber auch nicht schädlich sein. Nur was dann? Immer mal als mögliche Ursache werden Sattelstütze und Sattel genannt. Dazu passte, dass nach einer Bike-Komplettreinigung für ein paar Kilometer Ruhe war. Alles auseinandergenommen, gründlich gereinigt und eingefettet wieder zusammengesetzt, hat die gewünschte Ruhe gebracht - einen ganzen 100er lang. Eine Alterserscheinung würde ich das aber nicht nennen.

Solide

Problemlöser 'Akkuwechsel'

Ganz im Gegenteil. Besonders ein Blick auf die Kette lässt mich staunend zurück. Die Messlehre quält sich geradezu in die Kette. Von Längung also überhaupt keine Spur. Nach 3500km! Das nenne ich ein klares Statement pro Kettenwachs. Überhaupt sehe ich keinen echten Nachteil von Wachs gegenüber konventionellen Schmierungen. Das Zeug hält einfach, was es verspricht, die Kette lässt sich ultraleicht sauber halten und ein Nachschmieren alle ca. 3 längeren Fahrten ist verschmerzbar. Ja, noch nicht einmal viel häufiger als mit Öl. Lediglich der initiale Aufwand ist signifikant höher, bei derart verlängertem Kettenleben aber auch wieder verschmerzbar.

Ebenfalls kritisch beobachtet habe ich die Ausdauer der Schaltakkus und den Umgang mit leeren Akkus. Ja, wie erwähnt bleiben sie halt nicht unendlich lange voll. Alle ungefähr 1.500km darf zumindest der häufig genutzte Schaltwerk-Akku an das Ladegerät. Naja, aber das hab ich doch gar nicht bei mir, wenn er leer wird?! Nein, hab ich nicht. Aber zum einen zeigt mir der Radcomputer recht zuverlässig die verbleibende Kapazität an und warnt mich gar, wenn die Power zuneige geht. Sollte ich das ignorieren oder die Tour doch mal unverschämt lang werden, hat es bislang locker gereicht, den deutlich weniger entleerten Akku des Umwerfers nach hinten zu packen und die Restkapazität des hinteren Akkus für die paar Schaltvorgänge an den Kettenblättern zu nutzen. Zudem bleibt die knackige, flotte und fingerkraftfreie Schaltperformance über die gesamte Dauer der Entladung erhalten. Übrigens musste ich bis heute keine der Knopfzellen an den Schaltern tauschen, obwohl auch das kein Problem wäre. Die CR2032 kommen überall am Bike zum Einsatz. Auch deswegen habe ich immer zwei Ersatzzellen in der Trikottasche.

Mein Minifazit zur "fly-by-wire" Schaltung: Kein Zug der zunehmend schwergängiger wird und dann unvermittelt reißt. Keine unpräziser werdenden Schaltvorgänge über die Zeit. Keine unangenehmen Handkräfte. Selbst die Flexibilität durch die Programmierbarkeit des Schaltschemas und das pro Ritzel, sogar per App, feinjustierbare Schaltwerk genieße ich sehr. Kurz: eigentlich möchte ich nie mehr was kabelgebundenes fahren. Gut, am MTB und am Stadtrad werde ich so schnell nicht um die guten alten Bowdenzüge herum kommen. Und da ist das auch erstmal okay. Aber am Rennrad gilt für mich: no way back!

Ebenfalls sehr überzeugend hat sich das MilkIt-System, jene Kombination aus einer lange haltbaren Dichtmilch und den speziellen Ventilen zur einfachen und sauberen Entnahme von Restmilch zwecks Qualitäts- und Füllstandkontrolle, präsentiert. Ich bin sogar dermaßen überzeugt davon, dass ich es mittlerweile auch auf das MTB übertragen habe. Ich berichtete...

Etwas Bammel hatte ich zunächst vor dem Umstieg von der organischen Shimano-Bremsflüssigkeit auf das von SRAM verwendete DOT5.1. Letztgenanntes soll die unangenehme Eigenheit besitzen, mit der Zeit Wasser zu ziehen (zu binden). Deswegen empfiehlt SRAM deren vollständigen Austausch einmal im Jahr. Nun fahre ich aber seit genau einem Jahr damit rum und konnte bisher weder Fading noch allgemeinen Bremskraftverlust oder verlängerten Bremshebelweg feststellen. Und ich bin seit jeher sehr pingelig dieses Thema betreffend. Es ist natürlich gut möglich, dass der Prozess zu langsam fortschreitet, als dass ich das deutlich bemerke. Deswegen werde ich den empfohlenen Wechsel jetzt einmal machen. Vielleicht stelle ich ja hierbei signifikante Unterschiede fest. Wenn nicht, ist das Intervall von einem Jahr für mich einen Deut zu vorsichtig.

Sitzgelegenheit

Extrabreit

Ein Thema in diesem Blog war ja bereits mein Sattel. Besser: die Suche nach dem passenden ebensolchen. Wie berichtet habe ich mich vom ersten Kilometer an auf dem zuletzt montierten, nicht ganz so günstigen Specialized Power Expert Mimic pudelwohl gefühlt. Die Hunderter der letzten und dieser Saison, und ganz speziell der 100miler, haben das hintenraus voll bestätigt. Seit ich Rennrad fahre, habe ich nie so wenig Sitzprobleme gehabt wie mit dieser Sitzgelegenheit. Alles richtig gemacht. So richtig sogar, dass ein baugleiches Modell nun auch mein Trainingsrad, die Lady, ziert. Dort gilt er allerdings noch, ausprobiert zu werden. Die andere Geometrie und damit andere Sitzposition könnte sich als unbrauchbar hierfür herausstellen. Auf Komfort und Ausdauer mit und auf der Missile hat das jedoch keinen Einfluss.

Up and down

Der 'Blick' zurück

Ein technisches Upgrade gab es mittlerweile auch. Als Sicherheitsfeature war ich unfassbar überzeugt von dem ins Rücklicht integrierten rückwärtigen Radar. Dank diesem hat mich der Radcomputer zuverlässig vor von hinten herannahenden Autos und deren Entfernung sowie relative Annäherungsgeschwindigkeit gewarnt und informiert. Das von Garmin produzierte Gerät hat mittlerweile einen verbesserten Nachfolger erhalten, den Garmin RCT716 (StVO-Variante des RCT715). Dieser hat sämtliche Vorzüge des "alten", führt aber zusätzlich eine Kamera ein, die den nahenden Verkehr (und dessen Verhalten bis zum Überholmanöver) filmt. Einen Verstoß gegen die Abstandregel oder gar die Provokation eines Unfalls kann so leichter oder überhaupt erst geahndet werden - sollte die so pervers pro-KFZ-ausgerichtete Gesetzgebung das überhaupt zulassen. Mir gibt dieses Gerät jedenfalls das Extra an Sicherheitsgefühl.

Leider - und absolut selbst verschuldet - gab es auch ein kleines Downgrade. Ich habe bei der Erstmontage einen kleinen Fehler gemacht, der sich darin äußerte, dass die Kurbeln sich nicht so frei drehen ließen wie eigentlich vorgesehen. Das wurde mir erst bewusst, als sich das neu erworbene Kurbelset des MTB so gnadenlos widerstandfrei drehen ließ. Fehlerursache war ein kleiner Distanzring, der zu lange Kurbellängen (bzw. zu schmale Tretlagerbereiche) ausgleichen sollte. Dieser wäre bei mir aber unnötig gewesen und hat dazu geführt, dass die ordnungsgemäß festgezogene Kurbel diesen Ring regelrecht gegen das Lager gedrückt hat. Da dieser aber auf der Antriebsseite montiert war, hatte das zur folge, dass die Anschläge des Umwerfers neu eingestellt werden mussten. Ein leichte Aufgabe, wenn man es nicht an einer der Schrauben mit dem Loctite (Schraubensicherung) etwas zu gut gemeint hat. Ein rundgedrehter Schraubenkopf und ein paar Rettungsversuche später konnte die bittere Folge nicht mehr ignoriert werden: ein neuer Umwerfer musste her. Nun kostet der so außer Gefecht gesetzte SRAM Red Umwerfer neu fast 350 Euro. Zuviel für mich. Also sollte es der kleine Bruder, der SRAM Force, werden. Gut genug, denke ich. Anderenfalls hab ich ein nettes Sparziel - mal wieder.

Kleines Geburtstagsgeschenk

Neue Schlappen

Irgendwo in den letzten Berichten habe ich am Rande erwähnt, dass ich beim nächsten anstehenden Reifenwechsel gerne auf die neuen Continental GP5000 S TR wechseln möchte, nachdem diese ja nun auch für hakenlose (hookless) Felgen geeignet sind. Und bei einem solchen Wechsel würde der 30mm breite Hinterradreifen durch einen 28mm breiten Conti ersetzt. Nicht etwa, weil 30mm schlecht fahrbar waren. Im Gegenteil. Der so mögliche geringere Luftdruck hat Haftung und Komfort spürbar erhöht gegenüber dem 28er. Spürbar erhöht haben sich damit aber auch der Rollwiderstand und (weniger spürbar) das Gewicht. Zu diesen Nachteilen gesellt sich außerdem, dass ich den Vorderreifen beim Wechsel nicht einfach nach hinten ziehen kann, ohne dabei - logisch - die Reifenbreite aufzugeben. Beides ist kein echter Showstopper. Aber die Vorteile überwiegen eben nicht massiv genug diese Nachteile.

Jedenfalls habe ich nun beschlossen, noch vor dem tatsächlichen Lebensende insbesondere des vorderen Pirelli endlich die schon seit einiger Zeit darauf wartenden Contis zu montieren. Deren erster Einsatz steht noch aus. Ein Bericht, eventuell als kleine Ergänzung zu diesem Bericht, über meine Eindrücke wird folgen.

uuuuund... Action!

Statt eines langweiligen Fazits, wie es das sonst an dieser Stelle gäbe, möchte ich hier ein Video verlinken, das ich kürzlich erstellt habe. Kein Actionfilm, der die Massen in die Kinos treibt. Und ich bin auch kein zweiter James Cameron. Eher ein Radfahrer, der verzweifelt versucht, die gegebenen technischen Möglichkeiten zu nutzen, Dir einen kleinen Einblick - eine Impression gewissermaßen - in mein Hobby zu geben. Vielleicht gelingt mir das ja hiermit:

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